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Am 3. Januar gegen Mittag löst Hans die Landleinen
im "Puerto Hoppner" auf der Staateninsel und
es geht aus der inneren Bucht durch die enge Ausfahrt
wieder in die äussere und hinaus auf den Atlantik.
Der Ozean ist ruhig und dunkelblau, im Osten ist es
klar und eigentlich hätte ich grosse Lust, der
Nordküste der Staateninsel entlang nach Osten zu
segeln, um noch mehr von ihr zu entdecken: z.B. die
"Isla de Ano Nuevo" und den Fjord "Puerto
Cook", der auch sehr reizvoll und sicher sein soll.
Doch wir haben keine Detailkarten vom östlichen
Teil der Staateninsel, zudem sind die Wetterverhältnisse
hier stets sehr wechselhaft und das Meer wird im "South
American Pilot" als "exceptionally rough"
beschrieben. Also, besser keine übermütigen
Experimente, nur weil es jetzt mal für kurze Zeit
ruhig ist! So geht's vorerst mal mit wenig Nordwind
in die Le Maire Strasse. Sonnenschein, Bewölkung
und Regen wechseln sich ab. Der Strom auf der Westseite
der Staateninsel ist früh am Nachmittag gegen uns
und zwar nicht nur mit 2 Knoten wie auf der Karte vermerkt,
sondern mit 4 bis 5! (Später lese ich im American
Pilot: "Off the W coast of Isla de los Estados
the N-going stream attains rates from 5 to 7 knots".
Wie konnte ich das nur übersehen haben? Da kamen
wir ja mit 5 Knoten und sehr wenig Wind gnädig
davon!) Die geheimnisvollen Berge der Staateninsel verschwinden
nur sehr langsam in den Wolken. Erst am Abend, gegen
Ende der Fahrt, bereits auf Höhe der "Bahia
Buen Suceso" beginnt der Strom zu kentern. Für
die 32 sm Distanz haben wir 52 Meilen unter Motor gefahren!
Da haben wir die Stromkräfte zünftig unterschätzt
und unser Timing ohne Le Maire berechnet: Wir wollten
halt noch bei Tageslicht ankommen und den Ankerplatz
auswählen. Die "Bahia Buen Suceso" liegt
mitten in der Le Maire Strasse und zwar auf ihrer Westseite
( Isla de Tierra de Fuego). Sie gilt für kleine
Schiffe als sicherer Ankerplatz mit gut haltendem Grund.
Allerdings ist im South American Pilot vermerkt: "Squalls
(Sturmböen) are frequent during strong winds and
violent during W gales." Die Kontrollstation der
argentinischen Marina heisst uns über Funk herzlich
willkommen und lädt uns in ihr einsames Häuschen
am Land ein. Doch wie sollen wir bei den Brechern am
Strand landen? "Muchas gracias, tal vez manana!"
- Aber am nächsten Morgen brechen wir bei nicht
sehr guter Stimmung an Bord Richtung südliche Le
Maire auf, da der "capitan" das so will. Ausschnitt
aus dem Logbuch vom 4. Januar: "Versuecherli Le
Maire: SW 8 gegen Strom! Proscht! - Ich turne und Röbbi
(= Hans) macht den Anker bereit zum Hochziehen und Ablegen.
"Wir haben W-Wind", sagt er. Ich warne: "Du,
aber Wind gegen Strom, das sollte man auf jeden Fall
sein lassen! Davor warnt der American Pilot!" Doch
der Motor ist schon an. Der Wind bläst ausserhalb
der Bucht aus SW (unser Kurs 190°!) und nimmt zu.
Er bläst jetzt gegen den südwärts laufenden
Strom. Die Wellen werden unangenehm steil und werfen
CASIMU arg herum. Der Speed geht zum Teil unter Segeln
und Motor auf 2 Knoten hinunter, über Grund machen
wir aber 5. Der Wind bläst in den Böenspitzen
jetzt 50 Knoten und sonst 40 und mehr. Röbbi steht
am Steuer, durchnässt vom Regen und dann von den
Wellenspritzern und fliegendem Wasser. Ich schlage zweimal
vor, doch umzudrehen, denn mir kommen die gelesenen
Warnungen in den Sinn, dass auch grosse Schiffe in diesen
Wellen schon umgeworfen wurden! Doch er will (vorläufig)
noch nicht, weil ja wohl auch die Rückfahrt unangenehm
wird. Da er das Steuer nicht loslassen kann, pinkelt
er auf den Boden und fährt weiter. Da die Wellen
voraus beim Cabo Buen Suceso enorm werden, beschliesst
Röbbi nun zu wenden. Und es geht, trotz Strom gegenan,
recht gut. Mit affigem Wind müssen wir am "alten
Ort" (etwas weiter zum Land hin) ankern. CASIMU
wird von den Williwaws herumgerissen, doch der Anker
scheint auch bei 50 Knoten zu halten! Heizung an - Spaghetti
vom Vorabend wärmen und Spiegeleier!" Später
setzt Hans noch einen zweiten Anker, den er aber später
wieder birgt, da sich die Leine einige Male um die Hauptankerkette
vertörnt hat! Nun haben wir am nächsten Tag
Zeit, die Männer der einsamen Buen Suceso Marina
Station zu besuchen. Als der Wind etwas schwächer
und die Brecher am Land sanfter werden, besteigen wir
in Oelzeug und Stiefeln das Beiboot und fahren an den
Strand. Der junge, sportliche Offizier Roberto kommt
uns erfreut entgegen und wir werden in die warme Stube
gebeten. Fünf Männer werden hier vom Marinaschiff
abgesetzt und kontrollieren nun für zwei Monate
den Schiffsverkehr in der Le Maire Strasse. Keine Landverbindung
führt zu ihrem Posten und sie haben auch kein Schiff.
So ist unser Besuch für sie eine willkommene Abwechslung
in dem eintönigen, von der Welt abgeschnittenen
Alltag. Roberto zeigt uns am anderen Ende der grossen
Bucht ein Kletterseil, das uns durch eine nasse, rutschende
Passage nach oben auf den "Weg" durch den
dichten Regenwald führt. Der grosse Wolfshund der
Station begleitet uns. Er kennt das Gelände gut.
Allzu lange können wir nicht wandern, denn die
Gefahr, dass Wind und Wellen wieder zunehmen, ist allzu
wahrscheinlich. Als wir zum Stationshaus zurückkommen,
ist eben der feine "Asado" (Rindsbraten) fertig,
und wir werden von den Männern herzlich eingeladen
mit ihnen zu essen. Ich bin hin und her gerissen: einerseits
der feine Duft und die nette Gesellschaft an der Wärme,
anderseits die Wellen, die bereits wieder grösser
geworden sind und unsere Rückfahrt wohl nass und
ungemütlich machen, wenn wir noch zuwarten. Nun,
die Lust gewinnt gegen die Vernunft, und wir geniessen
mit den Männern das feine Essen, schwatzen und
haben es lustig. Als wir zu "Casimuli" (unserem
Gummi-Beiboot) zurückkehren, regnet es, der Wind
hat zugenommen und vor allem die Brecher am Strand erlauben
uns keine Rückfahrt mehr. Mir wird angst und bange:
Wenn wir jetzt längere Zeit nicht zu CASIMU zurückkehren
können und heftige Winde aufkommen? Die Vorstellungen,
was alles passieren könnte, machen mir ganz schlecht
und ich beginne zu schlottern. Da erscheint Roberto,
der unsere Situation mitbekommen hat. Er lädt mich
in die warme Stube ein, gibt mir Turnschuhe von sich
an die Füsse und zeigt mir sein Zimmer, wo ein
Kajütenbett drin ist und sagt mir, ich dürfte
hier übernachten. Er würde, falls etwas mit
CASIMU nicht in Ordnung wäre, bei jedem Wetter
mit Hans rausfahren. Ich entschuldige mich bei ihm -
ganz nach Schweizer Manier - für die Unannehmlichkeiten.
Doch er ist ganz erstaunt und meint : "Como no!
Hace mi vida mas interesante y intensa!" Ich werde
in das Sofa vor den Fernseher gesetzt und bekomme gleich
eine Tasse Kaffee serviert. Immer wieder gucke ich zum
Fenster hinaus nach den Brechern. Hans läuft inzwischen
im Regen den ganzen langen Strand ab, um zu sehen, ob
im SW-Zipfel der Bucht die Wellen kleiner wären.
Er kommt zurück und schickt mich los, um zu prüfen,
ob ich von dort eine Gummibootfahrt wagen würde.
Also, vom bequemen Sofa wieder in die nassen Stiefel
und Oelzeug - nun riecht es ganz verführerisch
nach "tartas fritas", die mir von den männlichen
Köchen auch schon mit Konservenbirnen angeboten
werden! Doch ich bin zu nervös, um zu essen. Ich
nehme nur ein "Versuecherli" und mache mich
im Regen eilend auf, um die angegebene Stelle zu inspizieren.
Vielleicht, wenn man den richtigen Moment abwarten würde......könnte
es ohne Kenterung gehen. Denn vor dem Durchnässtwerden
habe ich nicht Angst, aber vor einer Kenterung! Der
Motor würde dann bestimmt nicht mehr laufen und
wer weiss, was die 8°C kalten Brecher mit uns im
schweren Oelzeug anstellen würden... Nein, das
darf nicht riskiert werden. Ich bedanke mich bei den
gastfreundlichen Marina-Leuten herzlich und trage jetzt
mit Roberto unseren "Casimuli" zum anderen
Ende der Bucht. Hans ist schon voraus gegangen mit dem
Motor auf den Schultern und kommt jetzt zurück,
um mich beim Tragen abzulösen. Ich nehme den kleinen
Anker aus dem Beiboot, damit es noch leichter wird und
wate jetzt voraus. Die Fahrt überstehen wir - auch
dank der Hilfe des unerschrockenen Offiziers Roberto
- ohne Kenterung. Doch beide steigen wir, zwar erleichtert,
aber recht durchnässt ins Cockpit von CASIMU. Waren
wir wieder mal leichtsinnig! Die kommende Nacht lässt
mich kaum schlafen. Die SW-Wind-Böen pfeifen mit
Sturmstärke über den Ankerplatz, CASIMU tanzt
wie besoffen und es ist, als wären wir auf offenem
Meer in Fahrt! Doch der Bügelanker hält und
hält! Auch der nächste Tag ist stürmisch
und regnerisch. Kommen wir hier wohl je noch weg? Ich
backe auf unserem Refleksofen ein Brot, das lenkt ab
von dem "gfürchigen" Wetter. Der Baro
beginnt zu steigen und am nächsten Morgen vor 6
Uhr, bei "richtiger" Tide wagen wir die Le
Maire - Passierung nochmals, um später in den Beagle-Kanal
zu gelangen. Logbucheintrag vom 7./ 8.Januar: "Bei
hohem Barometerstand (1005.5), fast Flaute und mitgehendem
Strom passieren wir bei wenig Seegang die lustige "Islote
Veleros", Felsen die wirklich wie stehende Segel
aus dem Meer ragen, dann Cabo Buen Suceso, das diesmal
friedlich da liegt. Die aufkommenden N bis NNW- Winde
lassen uns bequem nach Westen Richtung Beagle Kanal
segeln. Tief unten im Süden - zirka 60 sm entfernt
- erahnen wir das berühmte Kap Hoorn. Weit vor
uns die schneebedeckten Gipfel von Chile, die wir später
aus der Nähe erleben werden.... Noch sind wir auf
der argentinischen Seite, lassen Puerto Espanol in der
Bahia Aguirre bei grauem, bedrohlichem Himmel und Wasser
passieren. Um so schöner wird die Abendstimmung
im Beagle Kanal: die Sonne scheint zwischendurch und
die Wolken verfärben sich rötlich.
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Beagle-Kanal vor Paso MacKinley |
Die Sicht ist ausgezeichnet und wir geniessen die
erholsame Abendfahrt im schmaler werdenden und gewundenen
Paso MacKinley. Pinguine tauchen vor uns ab und viele
Seevögel sind hier zuhause. Oefter werden wir seit
nachmittag über Kanal 16 von den argentinischen
Kontrollstellen auf der Nordseite des Beagles und von
den chilenischen auf der Südseite angerufen, um
uns zu identifizieren. Die Landesgrenze zieht sich etwa
in der Mitte des Beagle Kanals durch. - Etwa um 21 Uhr,
es ist noch hell, liegt Puerto Williams backbord querab.
Ein heftiger Westwind erschwert uns jetzt die Weiterfahrt
gegenan. Wir können hier in Puerto Williams (Chile)
nicht anlegen, da wir in Argentinien noch nicht ausklariert
haben. Wir müssen zuerst die 30 Meilen nach Ushuaia
(Argentinien) weiterfahren, ausklarieren und dann zurück
nach P.W., um in Chile einzuklarieren. Da sind Grenzen
eben noch Grenzen! Der Gegenwind und die kurzen steilen
Wellen machen die Fahrt nach Ushuaia sehr unbequem:
8 Stunden sind wir unterwegs - die ganze Nacht - Hans
meist draussen in Kälte und Nässe. Vor Ushuaia
- es ist jetzt bald 5 Uhr und schon hell - legt sich
der Wind und wir machen an einer Boje beim AFASYN-Jachtclub
fest. Judihui! Wir haben Ushuaia, die südlichste
Stadt der Welt erreicht! Vorerst legen wir uns in der
noch dösenden Stadt auch schlafen."
Ushuaia- die südlichste Stadt der Welt
(54°49'S)
Gross ist sie geworden in den Mulden zu Füssen
der imposanten Berge. Die Landschaft ist beeindruckend,
der Ort nicht schön, aber auch nicht abstossend.
Irgendwie typisch touristisch mahnt er an einen architektonisch
unabgestimmten Schweizer Bergkurort ohne Schnee: viele
Souvenirläden, aber auch Supermärkte, wo eigentlich
alles zu haben ist und viele Restaurants und Beizli.
Und natürlich Touristenbüros, die alle möglichen
Ausflüge anbieten. Doch alles ist irgendwie in
einem angenehmen und keineswegs unsympathischen Rahmen.
Die Touristen sind vorwiegend Argentinier, aber auch
Europäer (ich höre öfters italienisch
reden). Wir geniessen es, CASIMU wieder mal ziemlich
unbesorgt am Steg liegen lassen und herumschlendern
zu können. Und dann vorallem das hervorragende
Lammfleisch: das "cordero" wird nach Feuerland-Art
am Bauch aufgeschnitten und der ganze Körper an
Zeltstangen ähnlichen Grillen schräg neben
das Feuer gespannt und ganz langsam gebraten. Das Fett
zerschmilzt einem auf der Zunge und das Fleisch ist
zart und herrlich saftig! Die beste Zubereitungsart,
die ich je geschmeckt habe! - Eine Woche vergeht mit
einkaufen, mailen, waschen, putzen, essen, plaudern,
wandern und kleineren Unterhaltsarbeiten im Flug. Wir
haben beschlossen, das Kap der Kaps, Kap Hoorn zu umsegeln.
Der argentinische Beamte kommt an Bord und erledigt
gleich alles: Pass-Stempel, Schiff-Ausklarierung und
Zollformalitäten. Das ist bequem! Am 15. Januar
brechen wir nach einer einigermassen behobenen Computerpanne
von Hans (leider gingen einige Daten und Fotos dabei
verloren) gut vorbereitet und mit frischem Gemüse
und Obst nach Puerto Williams in Chile auf.
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Viele Kreuzfahrtschiffe, wenige Fischer
und immer mehr Yachten besuchen Ushuaia. Der kleine
rote brasilianische Hobbycat ist unterwegs in die
Antarktis! |
Puerto Williams - noch südlicher als Ushuaia,
aber keine Stadt! (54°56'S)
Auf der anderen, südlichen Seite des Beagle-Kanals,
auf der grossen Insel Navarino, liegt das chilenische
Puerto Williams, eine Niederlassung der Armada und Verwaltungssitz
des chilenischen Teils der Antarktis. Im Seno Lauta,
einem Fjord ähnlichen Arm, liegt das alte Armadaschiff
MICALVI, das zum "Yachthafen" umfunktioniert
wurde. Hier liegt man zwar meist im Päckchen, aber
dafür sehr sicher. (Es gibt zwei oder drei Jachten,
die hier überwinterten während die Eigner
z.B. nach Hause flogen.). Als wir an "HAWK"
(47' Alujacht aus den USA) festmachen, warten bereits
vier Männer in Uniform auf der MICALVI, um gleich
auf CASIMU hinüberzusteigen und das ganze Einklarierungs-Prozedere
zu erledigen. Ich fülle ein Formular aus, die Pässe
werden gestempelt, die Zollformalitäten erledigt
und eine paar nette Worte getauscht. Da wir schon am
nächsten Tag Richtung Cap Hoorn aufbrechen wollen,
lädt uns der Beamte von der "Gobernacion Maritima"
ein, nachher auf seinem Büro vorbeizukommen, damit
er uns das "Zarpe" (Reisebewilligung und Routenbeschränkungen)
für Cap Hoorn ausstellen kann. Als wir im Regen
zu den etwas trostlos wirkenden Fertighäusern der
Armada hochsteigen, kommen wir auch an der winzigen
Bank vorbei. Doch der Geldautomat ist drinnen und so
gibt es halt erst morgen chilenische Pesos. Unser "zarpe"
ist bereits sauber gedruckt. Alles läuft wie am
Schnürchen. Neben den Routen- und Ankerplatz-beschränkungen
unterschreibt der "capitan" auch, dass wir
rund um die Uhr Kanal 16 abhören, wir uns jeden
Morgen um 8 Uhr und abends um 20 Uhr beim nächsten
chilenischen Kontrollposten über Funk melden. Beim
Rundgang durch die Häuseransammlung entdecken wir
ein paar armselige Läden, die zum Teil recht zufällig
ausgestattet erscheinen. Gemüse und Früchte
gibt es kaum zu kaufen, denn es ist Mittwoch und das
Versorgungsschiff von Punta Arenas kommt nur jeden Freitag
mit Frischwaren. Die beiden Restaurants wirken ungemütlich
kalt und in keiner Weise "amächelig".
Sie sind um 20 Uhr noch nicht offen und die Heizung
nicht an. Alles wirkt hier recht freudlos. Mit einer
wichtigen Errungenschaft kehren wir an Bord zurück:
Der für die Navigation in den chilenischen Kanälen
so wichtige "Atlas hidrografico de Chile"
ist nach vielen mails, Telefons und Banküberweisung
doch noch ans Ende der (chilenischen) Welt, zum Gemischtwarenhändler
Hector gelangt. Ist das eine freudige Ueberraschung!
Auf zum Kap Hoorn!
Die nordamerikanische Yacht HAWK, an der wir liegen,
will am nächsten Mittag - nach eineinhalb Jahren
in den chilenischen Kanälen- non stopp nach Australien
aufbrechen und wartet noch auf den Zollbeamten. So machen
wir uns auch auslaufbereit. Es regnet zwar und der Wind
kommt aus Osten, wo wir doch jetzt eher Westwind bräuchten.
Nach dem Mittag legen wir zusammen mit HAWK ab. Wir
motoren durch den mit tiefen Wolken behängten Paso
MacKinley und lassen uns verregnen. Bei diesem Wetter
und den schlechten Windbedingungen schlüpfen wir
schon nach 14 Meilen in den gut geschützten und
hübschen Puerto Eugenia (eigentlich nicht auf der
Ankerplatzliste des "zarpe", aber nach unserer
Anfrage bei der Kontrollstelle wurde er "autorizado").
Wir ankern hinter dem kleinen vorgelagerten Inselchen.
Wir faulenzen, navigieren, jassen, kochen und essen
und schlafen bei steigendem Baro und aufklarendem, kaltem
Nachthimmel herrlich ruhig. Am nächsten Morgen,
dem 17. Januar, ist es freundlich, der Baro auf 1000
mb, Tendenz steigend. Wir brechen rechtzeitig auf. Vielleicht
erreichen wir mit dem frischen Westwind bis abends die
Caleta Martial, von der es dann nur noch ein Katzensprung
zum Cap Hoorn waere. Wir segeln an der Insel Snipe und
dem davorliegenden Wrack vorbei durch den Paso Picton
(zwischen Isla Navarino und Isla Picton) , am besonnten
winzigen Armada-Oertchen Puerto Toro vorbei, wo wir
gerne auf der Rückreise am kleinen Steg festmachen
möchten. Der Wind dreht auf WSW und als wir in
den Paso Goree (zwischen Isla Navarino und Isla Lennox)
auf Südwestkurs gehen sollten, um die offene Bahia
Nassau zu erreichen, haben wir gegen Wind und Wellen
keine Chance voranzukommen. Doch wir haben eine Alternative.
Also wird die Route geändert und ich gebe die bereits
vorbereiteten Wegpunkte für die Caleta Lennox ein.
So können wir einen Südostkurs segeln und
kommen an der Nordseite der Insel Lennox mit 5 bis 6
Windstärken gut voran. Als wir das kleine, vorgelagerte
Inselchen in der Nordostecke umrunden, überfallen
uns heftige Schauer mit starken Böen. Doch der
Spuk ist nach etwa einer halben Stunde vorbei, und wir
ankern bei wieder ruhigen Bedingungen und hervorguckender
Abendsonne vor dem Steg der Armada-Kontrollstelle. Schön
und idyllisch liegt dieser Ankerplatz in einer natürlichen
grünen Bucht mit einzelnen Inselchen. Wir packen
Schokolade in den Rucksack und fahren mit dem Beiboot
zum einzigen bewohnten Haus. Eine junge Armada-Familie
mit zwei lustigen kleinen Töchtern lebt hier in
der Abgeschiedenheit für ein Jahr. Etwa alle zwei
Monate kommt das Versorgungsschiff vorbei und bringt
ihnen das, was sie zum Leben brauchen: Lebensmittel,
Haushaltzeug, Gas, Diesel für den Generator usw.
Besuch bekommen sie praktisch nie, deshalb freuen sie
sich, dass wir bei ihnen reinschauen. Gerne gehen wir
noch ein bisschen wandern. Hier ist es wie überall
auf den Inseln sehr nass, und wir laufen ganz weich
über Moos und Moorpflanzen durch Feuchtwald und
felsigen Buchten entlang. - Der Baro ist hoch, der Wetterfax
zeigt zwar ein bald ankommendes Tief an, doch wir wagen
es trotzdem. Am nächsten Morgen früh, vor
6 Uhr, brechen wir gespannt und voller Respekt auf und
queren die offene Bahia Nassau, die oft sehr ruppig
bis gefährlich sein kann. (Wegen einer magnetischen
Anomalie wurde sie früheren Schiffen etwa zum Verhängnis,
da die Kompass-Anzeigen ganz falsch waren. Da haben
wir es heute mit dem GPS schon viel leichter!) Die Bahia
zeigt sich uns von ihrer sanften Seite und bald passieren
wir das "Meer-Nashorn" Evout. Wir haben einen
Prachtstag erwischt: zwischen den wenigen Wolken zeigt
sich sogar die Sonne, wenn auch etwas milchig. Vor uns
liegen die felsigen dramatischen Inseln Islas Barnevelt
und Deceit, schwarz und markant ragen sie aus dem Meer.
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Und hinter Deceit erblicken wir das Kap Hoorn. Es ist
von NE her allerdings nicht sehr spektakulär, sondern
eher dem Niesen ähnlich. Trotzdem, es ist ein besonderer
Augenblick, wenn man diesen in der Schiffahrtsgeschichte
einmaligen Felsen zum ersten Mal erblickt. Wir sind
noch keinem Schiff begegnet. Wir segeln zwischen den
vielen schwarzen Felserhebungen der Isla Deceit durch:
einfach wuchtig diese markanten Felsen! Und jetzt fehlen
uns nur noch ein paar wenige Meilen zur Ostbucht Caleta
Leon der Isla Hornos, wo man an Land kann, wenn es die
Wetterbedingungen erlauben.
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Blick auf das Kap von Osten |
Der Baro fällt kontinuierlich, doch noch nicht
dramatisch. Wir wollen versuchen zu ankern, um der Armada-Familie
einen Besuch abzustatten und einen kleinen Rundgang
zu machen. Eigentlich ist diese Caleta keine richtige
Bucht, sondern nur eine kleine Wölbung in der felsigen
Wand, wo die Wassertiefen etwas abnehmen. Henk Boersma,
ein Kenner, hat uns geraten, etwas weiter aussen auf
30 Meter zu ankern, da weiter innen der Ankergrund felsig
sei und schon einige Anker unten lägen. Als der
Anker fällt, ist schon alles bereit für den
kurzen Ausflug. Mit Herzklopfen klettere ich ins Dinghi.
Wir haben nicht allzu starken Nordwind, doch am Hoorn
weiss man nie. Die Wetterverhältnisse können
sich rasant ändern. Schnell und keuchend steige
ich die Holztreppe am Felsen hoch. Oben erwartet uns
schon der Armada-Angestellte, der hier mit seiner Frau
für ein Jahr lebt. Auch sie werden etwa alle 2
bis 3 Monate mit dem Nötigsten versorgt. Manchmal
mit dem Helikopter, wenn das Meer zu wild ist, doch
oft kann auch kein Helikopter landen wegen den heftigen
Winden. Wir bekommen einen Fruchtsaft serviert, einen
schönen Stempel in den Pass, kaufen ein paar kostbare
Postkarten mit Spezialstempel und tragen uns ins Buch
der "visitantes" ein. Nach einem Schwatz und
dem üblichen Rundgang - mit dauerndem Runterschielen
zum Ankerplatz - drängt es mich die Treppen runter
zum Dinghi. CASIMU einfach so unbemannt (oder unbefraut)
zu lassen, ist nicht ganz ohne Risiko. Mir sitzt die
Erfahrung von Buen Suceso noch im Genick! Doch alles
geht gut.-
Und nun eigentlich erst folgt der Höhepunkt:
wir umsegeln das mächtige, schwarze Kap Hoorn von
Osten nach Westen. Kap Hoorn liegt im Norden!
Der eindrucksvolle, schwarze Fels ist erst von Süden
in seiner ganzen Wucht wahrnehmbar. Auch bei hellem
Licht und zeitweise milchiger Sonnenbestrahlung wirkt
er Respekt einflössend, geheimnisvoll, magisch.
Wie muss er erst bei bedrohlicher Bewölkung erschrecken
und bei Sturm, wenn die mächtigen weissen Brecher
an die steilen Felsen schlagen? Was hat dieses verschwiegene
Kap schon alles an Angst und Leiden, aber auch an Freude
und Triumph gesehen? Ist das ein Segeln!
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Kap Hoorn liegt im Norden! |
Mit nördlichem Wind von 5 Beaufort - also idealen
Sight-seeing-Bedingungen - nahe am gefürchtesten
Kap vorbei! Wir können es kaum fassen. Doch der
Baro fällt weiter und jetzt wesentlich schneller
als noch am Morgen. Wir müssen schauen, dass wir
in die Caleta Martial kommen. Doch als wir an den beiden
mächtigen nord-westlichen "Wächterfelsen"
der Insel Hornos vorbei segeln, nimmt der Wind zu, die
Passage zwischen der Insel Hornos und Herschel müssen
wir mit starkem Gegenwind und ekligen kurzen und brechenden
Wellen zurücklegen. Der Weg zur Caleta Martial
wird wirklich zur Marter!! Hans steht ganz durchnässt
am Steuer. Dazu bin ich in grossem Zweifel, ob wir bei
dem nun auf NE drehenden Starkwind überhaupt dort
liegen können. Wo sonst? Sie ist die einzige erlaubte
Ankerbucht in der Wollaston-Gruppe. Ich habe aber eine
Alternative bereit. "Wollen wir nicht jetzt schon
gleich abfallen und in den "Puerto Maxwell"
bei der Isla Hermite segeln, der bei Ostwind gut geschützt
sein soll?" rufe ich Hans zu. Er ist zwar von der
Armada nicht als "fondeadero autorizado" aufgeführt,
aber "en caso de emergencia o por fuerza mayor"
- also im Notfall oder durch höhere Macht - braucht
man bloss über Funk zu bitten, dass sie doch den
anderen Ankerplatz bewilligen möchten. Und das
geschieht eigentlich immer prompt mit einem "si,
autorizado y buena navegacion". Wir quälen
uns mit Motor und Segeln noch weiter, dem "Paso
Mar del Sur" entgegen, einem engen Verbindungskanal
zwischen der Insel Herschel und Deceit. Hier sind die
Bedingungen wider Erwarten erträglicher und mit
stark böigem Wind nähern wir uns mit NW-Kurs
der Caleta Martial. Doch schon von weitem nehmen wir
die schäumenden Wellen wahr, die in die ganze Bahia
Arquistade und in die nach Osten hin offene Bucht Martial
regelmässig anschwellen. Nein, da können wir
keinesfalls ankern! Bereits ist es halb neun am Abend.
Wir haben heute bereits 76 Meilen zurückgelegt
und den Ausflug auf der Isla Hornos und sind etwas müde.
Doch zum Glück sind hier tief im Süden die
Sommertage so lang. Bis zehn Uhr abends allerdings sollten
wir den Ankerplatz gefunden haben. Wir biegen um die
NE-Ecke der Insel Herschel in den Franklin-Kanal, der
mit einigen Inselchen und Untiefen aufwartet. Doch wenn
wir uns ziemlich dicht an die Küste der Insel Herschel
halten, sollte das eigentlich kein Problem sein. Wir
navigieren jetzt auf Sicht, da die Wegpunkte zwar im
GPS eingegeben, aber leider mit der Karte nicht übereinstimmen.
Wenn wir nach ihnen fahren wollten, würden wir
öfters mal landen! Kaum sind wir in den Franklin
eingebogen - jetzt mit achterlichem Wind- tauchen einige
dunkle, grosse Delfine auf, die uns rechts und links
begleiten, als wollten sie uns den Durchgang durch die
Untiefen weisen. Sie bleiben stets nahe an CASIMU und
begleiten uns auch durch den Eingang in den Puerto Maxwell
- der von vier Inseln umrahmt wird. Der Wind pfeift
auch hier zünftig hinein, die Wassertiefen sind
fast überall 30 Meter oder mehr und hinter einem
ganz kleinen Inselchen, wo die Wassertiefen "ankerfähig"
würden, liegen ganze Felder von dem gummiartigen,
sehr zähen und grossblättrigen Kelp. Allerdings
scheint es an diesem Platz fast windstill. Hier ankert
bereits eine grosse französische Jacht mit Leinen
zum Land und zum Inselchen. Wir suchen weiter nach einem
geeigneten Ankerplatz für die Nacht. Die "Franklin"-Delfine
begleiten uns auf der Suche und verlassen uns erst,
als um halb zehn abends unser Anker in 9 Meter Tiefe
fällt- etwas geschützt vom Nordostwind - im
Verbindungsarm der Inseln Hermite und Maxwell. Der Arm
ist nicht vermessen, sondern auf der Karte einfach als
untief hellblau gefärbt. Etwas beunruhigend gucken
kleine Felszacken in etwa 30 Meter Entfernung hinter
dem Heck hervor. Doch wir liegen ziemlich ruhig und
die Böen halten sich in Grenzen. Das bleibt auch
während dem Nachtessen und den ersten Stunden Schlaf
so. Doch um drei Uhr morgens hat der Wind mit etwa 30
Knoten und stärkeren Böen von NE auf E gedreht,
rupft und reisst an CASIMU und erzeugt auch Wellen.
Wir halten abwechslungsweise Ankerwache, trotz zwei
eingeschalteten Anker-Alarmen in den GPS-Geräten.
Denn würde der Anker nicht halten, müsste
einer von uns gleich hinaus stürzen können
und den Motor starten. Die Felszacken sind zu nahe!
Es ist kalt, nur etwa 13 Grad und wir schlüpfen
abwechselnd wieder ins warme Bett, bis wir gegen Morgen
den Ofen anzünden. Doch wieder einmal bewährt
sich unser Anker und wohl auch unsere Ankermethode mit
dem ausgiebigen aber dosierten Einreissen des Ankers.
Zudem setzt Hans stets zwei Leinen, die die Kette entlasten
und in den Böen etwas elastisch nachgeben. Oft
verringert er mit einem oder zwei Reitgewichten zu je
12 kg das temperamentvolle Tanzen unseres doch eher
leichten CASIMUs. Mit dem Setzen eines zweiten Ankers
oder sogar mehreren Ankern haben wir keine so gute Erfahrungen
gemacht und Leinen zum Land setzen wir nur, wenn es
wirklich nicht anders geht. Der Wind dreht hier oft
und rasant, und dann sind Leinen oft "am falschen
Ort". Schwoien ist allemal besser, wenn es genügend
Raum dazu hat. - Der Baro ist morgens um 5 Uhr um ganze
30 mb gefallen seit unserem Aufbruch zum Hoorn vor 24
Stunden, und zwar von 1001.1 auf 971,4. Das Wetter ist
regnerisch und stürmisch und wir werden so keinesfalls
auslaufen. Doch wo können wir sicherer und vor
allem auch gemütlicher liegen? Die französische
Jacht läuft am Nachmittag aus, und ich erkundige
mich über Funk nach dem Inselchen-Ankerplatz. Sie
meinen, sie hätten eine ruhige Nacht gehabt. Also
versuchen wir es doch auch mal hinter dem winzigen Inselchen
im Südwestzipfel des Puerto. Ausser einzelnen recht
zahmen Böen ist es hier fast windstill. Unangenehm
ist dieser dichte Kelpteppich. Ob da der Anker hält?
Wir versuchen es ohne Land-Leinen, denn die würden
CASIMU nur quer zu den Böen stellen, was wir nun
wirklich nicht als ideal empfinden. Der Anker hält,
und wir können sogar schwoien ohne die Kelpteppiche
zu berühren. Es regnet und regnet. Diese Nacht
können wir ruhig und unbesorgt schlafen. - Am nächsten
Morgen steigt der Baro wieder, es hat aufgehört
zu regnen, alles bestens. Doch beim Auslaufen hinterlässt
der Motor enormen Rauch! Niedergangstreppe hoch geklappt
und Motor-Check: Der Wasser-Ansaug ist schlecht, d.h.
mit Luft durchsetzt. Filter wird gereinigt, da er Kelpteile
enthält. Eingangs Franklin Canal wieder das Gleiche:
Rauch und der Auspuff "brünzlet" kaum
Wasser. Eigentlich ist es mir schon nicht so wohl, keine
20 Meilen weg vom Cap Hoorn, mitten in diesem Insel-
und Kanal-Gewirr ohne funktionierenden Motor dahin zu
wiegen. Ich möchte zurück zum nahen Ankerplatz,
bis Hans das "corpus delicti" des streikenden
Motors gefunden hat. Doch er meint, wir hätten
ja zur Not auch noch die Segel und er könnte auch
hier tauchen, wenn es nötig wäre. Nun, wieder
sind im Filter Kelpteile, doch die Meerwasser-Zufuhr
läuft auch bei gereinigtem Filter nicht zufriedenstellend.
"Ich verstehe zwar nichts von Motoren, aber ist
da nicht Kelp draussen am Rumpf vor dem Ansaug? Das
wäre doch eigentlich das Naheliegendste, oder?",
meine ich. Nun, um es kurz zu machen, Hans muss nicht
tauchen, sondern er hat am Nachmittag nach langem Testen
die Idee, dass wir mit der Bimbo- Luftpumpe mal den
Ansaug von innen zünftig durchblasen. Und es hilft!
Plötzlich fliesst wieder Wasser, die Rauchfahne
am Heck verschwindet und der Motor ist wieder "geflickt".
Doch der halbe Tag war recht stressig gewesen, bis wir
wussten, woran es denn eigentlich lag. - Zudem werde
ich eingangs Bahia Nassau seit langem wieder mal seekrank.
In Fleece-Wäsche, Schlafsack und unter zwei Decken
friere ich immer noch jämmerlich. Doch gegen Abend,
als die konfuse Dünung aufhört, bin ich wieder
wohlauf und wir legen am Steg des kleinen Oertchens
Puerto Toro an. Schon ist der Armada-Angehörige
mit seinen zwei schmucken Söhnen zu unserem Empfang
am Steg. Wir liegen vor dem Fischerboot von Mario. Mario
ist Centolla-Fischer. Das sind diese grossen, berühmten
chilenischen Meerspinnen. Luxuriöse Leckerbissen!
Gleich offeriert er uns zwei.
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Mario lebt mit seiner Familie hier. |
Das südlichste Treibhaus der
Welt. |
Er käme sie uns auch putzen, das heisst "schälen",
ich solle sie mal vorerst zehn Minuten im Wasser kochen.
Und um 10 Uhr abends steht jetzt Mario in unserer Küche
und schlitzt die roten Schalen der Langusten ähnlichen
Spinnenbeine mit seinem Schnitzer auf. Das geht in Windeseile.
Und schon nach etwa einer Viertelstunde haben wir eine
Schüssel voll feinstes Krabbenfleisch, mehr als
ein Kilo. Wir geben ihm einen Rotwein, die drei letzten
Aepfel und Schokolade. Erfreut über den Tausch
steigt er den Hügel hoch zu seiner Familie mit
den vier Kindern. Wir schlemmen: feinstes, saftiges
Krabbenfleisch à la Provencale! - Am nächsten
Tag lädt uns Mario zu sich nach Hause ein. Nochmals
kommt es zu einem Centolla-Tauschgeschäft. Mario
braucht Benzin und gibt uns dafür tief gefrorenes
Krabbenfleisch: kochfertig!- Nach einem ruhigen Ankertag
mit Rudern hinter den Holger Inselchen im Beagle Kanal
klarieren wir in einer Stunde in Puerto Williams aus,
um schon am Nachmittag wieder in Ushuaia, Argentinien
einzuklarieren. -
Nie hätte ich mir vorgestellt, dass dieser achttägige
Spezial-Törn zum Cap Hoorn so wundervoll, wuchtig
aber auch Respekt heischend sein würde. Es hat
sich auf jeden Fall gelohnt!!
Wir werden hier im argentinischen Ushuaia noch reichlich
bunkern, denn die nächsten Monate in den chilenischen
Kanälen wird es sehr einsam sein und keine Einkaufsmöglichkeiten
geben. Vielleicht musst du auch etwas länger auf
einen Bericht mit Fotos warten, denn das können
wir mit Bord eigenen Mitteln (Iridium) nicht bewerkstelligen.
Ushuaia, den 22. Januar 2003 Heidi Brenner
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