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Bericht vom 16. Juli 2002
Wale und nochmals Wale!
 

Der 13. Juli ist ein echter Glückstag. So viele Buckelwale an einem Tag beobachten zu können, das haben wir uns nicht erträumt. Wir starten früh morgens von den Abrolhos, fünf kleinen unter Naturschutz stehenden Inseln, die etwa 75km vor dem brasilianischen Festland liegen. Wir wussten, dass von Juli bis September die Buckelwale (megaptera novaeangliae) in diese warmen, ruhigen Gewässer um die Abrolhos kommen, um sich zu paaren, Junge zu gebären und sie aufzuziehen. Wir erlebten zwei Tage vorher, als wir mit dem Beiboot die kleine Vogelinsel Siriba umrundeten, bereits eine Walbegegnung, die uns Herzklopfen machte. Knappe zweihundert Meter vor uns schwammen und bliesen ein Muttertier und ihr Junges Richtung unser Beiboot. Wir hielten uns ganz ruhig in unserem kleinen Gummiboot, das höchstens halb so gross wie das Jungtier ist. Die beiden Wale schwammen ruhig näher zu uns, das Junge ganz dicht neben der Mutter, bis sie etwa 40 oder 50 Meter entfernt waren. Wir sahen die riesigen dunklen Leiber sich durchs ruhige Wasser vorwärts wölben. Es ist kaum zu beschreiben, was die Nähe dieser riesigen Wale in uns auslöste. Sicher Respekt, aber auch Bewunderung, Faszination und ein unerhörtes Glücksgefühl! Ich spürte ganz sicher, dass uns diese Tiere nichts zuleide tun werden, obschon sie mit einer einzigen kleinen Bewegung das Miniboot mit uns drin kippen, versenken oder in die Luft werfen könnten. Ein Muttertier misst bis zu 16 Meter und wiegt etwa 40 Tonnen. Da drehten die beiden Tiere ab, da sie sehr nahe an die Inseln herangekommen waren, und wir sahen sie blasend ins Meer hinaus schwimmen. Den ganzen Tag war ich noch erfüllt und beglückt von dieser wunderbaren Begegnung. - Am 13. Juli also, als wir gegen Süden segeln, spähen wir beide sehr angespannt aufs Meer hinaus. Wir haben ja von den Meeresbiologen auf den Abrolhos vernommen, es sollen sich bis etwa 2000 Buckelwale hier um die Inseln aufhalten. Wir sind kaum eine halbe Stunde unterwegs, da sehen wir etwas aus dem Wasser ragen, das aussieht, wie eine alte dunkelgraue Boie mit weissen Flecken. Wir nähern uns vorsichtig und der Buckel bewegt sich. Ein dunkelgrauer Rücken wird sichtbar und taucht ab. Oh, wir haben den ruhenden oder schlafenden oder gar gebärenden Wal gestört. Excusé! Das wollten wir nicht. Ob Wale auch schlafen, wissen wir leider nicht. Das war aber erst ein "Versuecherli"! Den ganzen Tag über sehen wir sicher gegen dreissig oder mehr Wale. Einer schwimmt für ein paar Sekunden ganz nahe, etwa eine Bootsbreite (4m) neben Casimu. Er ist auf jeden Fall länger und viel gewichtiger als unser Schiff. Schade, dass er nur so kurz bleibt. Dann sehen wir es wieder blasen und kurz darauf die schwarzen Riesenleiber durchs Wasser schieben. Viele Male entdecken wir am Horizont riesige Gischtfontänen von springenden Walen. Die Buckelwale sollen ja für ihre akrobatischen Sprünge berühmt sein. Drei Wale sehen wir aus ziemlicher Nähe springen.

Leider sind wir etwas zu spät mit der Kamera!

Sie werfen sich senkrecht mit dem ganzen Körper in die Luft, drehen sich um etwa 180 Grad, so dass wir die hellen Bäuche sehen und lassen sich dann mit ihren 30 bis 40 Tonnen ins Wasser plumpsen, was enorme Gischt und auch Wellen verursacht.

Letzter Akt der Vorführung

Ich jauchze jedesmal viel zu laut, so dass Hans meint, ich vertreibe die Wale so. Wie sie diese Sprünge nur schaffen? Und wozu? Sicher doch nicht nur aus lauter Freude oder zu unserer Bewunderung? Hans meint, vielleicht um sich von Parasiten zu befreien. Ich werde die Walspezialistin Veronika, meine frühere Nachbarin vom Dalmaziquai, mailend anfragen. Sie weiss es sicher. Auf jeden Fall kann ich kaum in die Küche hinunter um das Frühstück oder das Mittagessen zuzubereiten, denn ich könnte ja einen Wal verpassen! Nun, schliesslich fressen ja die ausgewachsenen Wale jetzt monatelang auch nichts, bis sie wieder in den kalten Gewässern ihren Krill finden. Und etwas fasten könnte uns beiden auch nicht schaden. Doch irgendwann treibt mich dann der Hunger doch zu unserem Krillvorrat kurz in die Küche runter. Lange sitze ich vorne auf dem Bugkorbbrett und spähe von links nach rechts aufs Wasser. Plötzlich kreuzt ein Wal von rechts auf, genau auf Frontalkurs. "Röbbi, was können wir machen?", schreie ich aufgeregt nach hinten zu Hans. Doch schon ist der riesige Leib vor dem Bug, es fehlen vielleicht noch zwei Meter zum Zusammenstoss. Da beschleunigt der Wal enorm und taucht etwas ab. Gott sei dank, da hätten wir den Kürzeren gezogen! Den ganzen Tag über sehen wir Wale, kaum eine halbe Stunde ohne Begegnung. Einer der schönsten Tage in meinem Leben! Und all das für uns ganz allein! Weit und breit kein Schiff, nur einmal ein kleines Fischerboot. Leider wird es hier allzu früh dunkel. Die Sonne geht bereits um fünf Uhr unter und um sechs spätestens ist es dunkel. Was, wenn wir nachts mit einem Wal zusammen stossen? Doch ich habe keine Angst, denn die Wale sind viel zu intelligent.
Doch soweit kann es in dieser ersten Nacht kaum kommen. Der schöne achterliche Nordostwind flaut abends ab und gegen zehn Uhr nachts nimmt der südliche Wind an Stärke zu. Zuerst motoren wir gegenan. Die Wellen werden grob, steil und kurz, denn die Meerestiefe ist hier kaum mehr als 40-50 Meter. Sollen wir unter Segel zu kreuzen versuchen oder weiter in den Atlantik in tieferes Wasser ausweichen? Nun, der Wind frischt auf 27 bis 30 Knoten auf, also zum Teil Windstärke 7. Und das genau auf die Nase, mit grässlichem Wellengang, die den armen Casimu dauernd prügeln und plagen und uns mit. Das hatten die brasilianischen Wetterprognosen nicht vorausgesagt. Wir entschliessen uns zum Beidrehen. Das heisst, wir versuchen Casimu mehr oder weniger zu "parkieren" und zwar so, dass er möglichst keine Fahrt macht und in den Wellen einigermassen ruhig liegt. Auch sollten wir nicht zuviel abdriften. Die ganze Nacht über pfeift uns der Ausläufer einer südlichen Front, der kleine Bruder eines südlichen Sturms, um die Ohren. Was wird uns erst in den südlichen Breiten erwarten....?! Lieber stelle ich mir das noch gar nicht vor. Casimu liegt unruhig und wir wechseln stündlich ab im Ausguck halten, denn wir schlafen beide kaum. Schiffe sind allerdings keine draussen. Endlich, nach sechs Uhr morgens, dreht der Wind auf SSE, übersteigt 6 Beaufort nicht mehr und Hans setzt die gerefften Segel. Zwanzig Meilen oder 4 bis 5 Stunden sind wir nach NNE abgetrieben worden. Wir kreuzen nun gegen die nervöse, feindliche See, die uns immer wieder in der Fahrt stoppt. Wir erdulden einen Tag mit einigen Wenden und wenigen Meilen. So macht Segeln überhaupt keinen Spass, mindestens uns nicht. Zum Nachtessen gibt's nur "Gschwellti" und schon vorbereiteten Chabissalat. Endlich, nach dem Nachtessen nimmt der SE-Wind noch ein wenig ab, die Wellen werden etwas kleiner und wir können einen Anlieger segeln. Statt bereits im Jachtclub von Vitoria zu ruhen, erwartet uns eine weitere Nacht auf See. Wir sind beide sehr müde. Viele Fischerboote sind draussen und es gilt dauernd Ausschau zu halten. Gegen Morgen flaut der Wind ab, die See wird recht schnell sanft und wir motoren die letzten 38 Meilen bis Vitoria. Morgens sehen wir nochmals zwei Wale. Nun sind wir wieder Gäste in einem der äusserst grosszügigen Jachtclubs Brasiliens. Drei Tage darf man gratis liegen und alle Angebote des Clubs benutzen: Wasser, Stromanschluss, Duschen, Swimmingpool... und ab dem vierten Tag bezahlt man 20 Reais oder etwa 12Fr. pro Tag. Die Anlagen sind bewacht und sicher. Nach drei Wochen ohne Wasseranschluss braucht Casimu wieder einmal eine "Putzete". Während ich schreibe, übernimmt das unser "marinero".

Unser Skipper bewährt sich auch als "marinero"



Rückblick: Salvador - Vitoria : vom 27. Juni bis 15. Juli
oder 600 Meilen in südlicher Richtung

Unsere Stationen: Salvador - Morro de Sao Paulo, 33sm*, 1 Tagesfahrt - Camamu, 42 sm, 1 Tagesfahrt - Ilheus 65sm, 1 Tagesfahrt - Cumuruxatiba 140sm, 1 Tag und 1 Nacht unterwegs - Abrolhos 53 sm, 1 Tagesfahrt - Vitoria 200sm, 1 ½ Tage und 2 Nächte unterwegs. Zusammenfassend können wir sagen, dass wir sehr häufig südliche und schwächere Winde hatten, so dass wir viel unter Motor fuhren oder ziemlich hart am Wind segelten. Die Höhepunkte dieser Etappe waren Camamu und die Abrohlos. Camamu hat uns Jürg Zysset schmackhaft gemacht und die Abrolhos kannten wir als Blitzstopp von unserer ersten Brasilienfahrt.

*1 Seemeile misst 1,852 km und entspricht einer Bogenminute auf dem Aequator


In der Abgeschiedenheit von Camamu

Camamu ist eine riesige Baia, etwa 60 Meilen im Süden der Metropole Salvador, mit vielen Inseln, "Kanälen" mit kilometerweiten Mangrovenufern, kleinen Dörfchen und Fischern in Einbäumen.

Fischer wie eh und je in ihren riesigen Einbäumen

Alles unverdorben, kaum touristisch genutzt, wundervoll ruhig zum Ankern, rudern und schwimmen. Das riesige Gebiet dieser Baia und ihre unzähligen Arme sind kartografisch nicht ganz erfasst. Wir haben eine gute Detailkarte über den vermessenen Teil, sonst könnten wir die Einfahrt mit vielen gefährlichen Untiefen und Riffen nicht wagen.

Einige Felsen sind gut sichtbar, andere befinden sich nur knapp unter der Wasseroberfläche

Nachdem wir Casimu verankert haben, spazieren wir am nächsten Morgen ins Dörfchen Campinho, um etwas einzukaufen und uns nach einem Fischerboot umzuschauen, das uns durch die Untiefen nach dem 1 ½ Stunden entfernten Ort Camamu fahren könnte, wo am Samstag Markt ist. Vor dem kleinen Laden sitzen ein paar Männer und Knaben vor dem Fernseher (29. Juni: WM-Fussballspiel um den 3. und 4. Platz). Sofort erbietet sich einer, uns mit dem einzigen Touristenboot nach Camamu zu fahren.

Im Motorboot durch die Untiefen nach Camamu

Eine eindrucksvolle Fahrt durch die vielen Mangroven bewachsenen Lagunenarme! In den nächsten zwei Stunden werden wir an Inselchen und vielen untiefen Stellen vorbei chauffiert.

Auch die brasilianischen Fischer segeln mit ihren Einbäumen

Ganz angenehm, sich nicht selbst um den Weg kümmern zu müssen. Nur einmal muss ich kurz das Steuer übernehmen, da unser sympathischer und gesprächiger Fahrer über den Bug pinkeln muss.

Camamu, der grösste Ort der Gegend

In Camamu ist Markt. Von weit her sind sie mit Lastwagen, Last-Eseln und -Stieren angereist, um zu verkaufen oder zu kaufen.

 
 
 
 

Ein Riesenbetrieb und Lärm und zugleich das wöchentliche gesellschaftliche Ereignis der Gegend. Hier trifft man sich neben dem Handeln und kann Neuigkeiten austauschen. Auf einem Steh-Floss paddelt uns ein Junge zur Holzwerft hinüber, wo riesige Kähne aus massivem Holz in reiner Handarbeit gefertigt werden.

 
 
Die Schiffswerft und ihr stolzer Juniorchef
Das fertige Produkt

Der Junior-Inhaber hat sehr Freude an unserem Interesse. Wir dürfen auf ein fast fertiges 30- Meterboot steigen und alles genau anschauen. Pläne, nein, das kennen sie nicht. Ein Schiff wird nach Gefühl gebaut. Auch nicht auf Bestellung. Sondern es wird meist während dem Bau oder auch nachher an einen Interessenten verkauft. Etwa vier Stück bauen sie pro Jahr. An einem grösseren Schiff schaffen etwa zwanzig Arbeiter. Er hat das Wissen von seinem Vater übernommen. Er strahlt die ganze Zeit und man sieht ihm die Zufriedenheit und den sympathischen Stolz auf sein Unternehmen an. - Am Sonntagmorgen, dem 30. Juni, bummeln wir wieder zum kleinen Laden im Dorf. Ein grösserer Fernseher als am Vortag steht auf einer Kiste vor dem Laden und viele Dorfbewohner sitzen oder stehen davor: WM-Final Brasilien- Deutschland.

Fussballfinal vor dem Dorffernseher

Die Erwartungen an die brasilianische Mannschaft sind enorm. Sie dürfen nicht verlieren. Die Stimmung ist sehr angespannt, denn so sicher, dass sie wirklich gewinnen werden, sind die Männer anscheinend doch nicht. Die Getränke zum Feiern stehen aber schon bereit: Cerveja (Bier), Zuckerrohrschnaps und Cocas. Dass die morgendliche Sonne viele Lichtspiegelungen auf den Bildschirm wirft, und der Ball kaum zu verfolgen ist, stört niemanden. Alles fiebert. Und dann, der Sieg: Hochspringen, jubeln, "La copa é nossa!!" schreiend und "Chlepfer" loslassend, so zeigen die Einwohner ihre Freude.

"La copa é nossa!"

Ja, Brasilien ist das Beste, Grösste und Einzige. - Wir verbringen noch ein paar herrliche Tage an anderen Ankerplätzen in der abgeschiedenen Weite von Camamu.


Ein Schweizer in Canaveiras

Nein, Christian Müller ist nicht irgendein Schweizer. Er lebt seit fast zwanzig Jahren in Brasilien und wohnt seit gut einem Jahr mit seiner äusserst sympathischen Familie in der "Sitio historico" des ehemaligen reichen Kakaohafens von Canavieras. Nach dem enormen Kakaoboom verwahrlosten die schönen Wohn- und Lagerhäuser an der Flussmündung. Erst in den letzten paar Jahren werden sie wieder renoviert. Christian hat viel dazu beigetragen und ist immer noch dran: er hat Fast-Ruinen aufgekauft, renoviert, einen kleinen "mercado modelo" wie in Salvador errichtet, ein Museum, ein Restaurant und und....vorallem auch sehr viele Gegenstände aus der Kakaozeit von den reichen Fazendas zusammengetragen und ausgestellt. Der historische Teil der Stadt wird zu einem kleinen Juwel in dem sehr wenig geschichtsträchtigen Brasilien. Und das auch zu einem guten Teil dank dem enormen Engagement von Christian. Ich darf im king-size-Bett in der "Colonels Suite" übernachten, einem historisch eingerichteten Riesenzimmer mit 7 Fenstern und jeglichem Luxus. Falls du dieses Zimmer für deinen Honeymoon- oder sonst einen Anlass mieten möchtest, gebe ich dir die Adresse von Christian gerne. Er und seine brasilianische Frau Lira sind auch Fachleute für Immobilienkäufe und -verkäufe und alle damit verbundenen bürokratischen Fallen und Hürden. Leider vergass ich, den Fotoapparat mitzunehmen.


In den Fängen eines Fischernetzes

Von Ilheus geht's nachmittags auf, Richtung Süden. Da wir wieder einmal Südwind haben, motoren wir und kommen gut voran. Gegen 20 Uhr sehe ich im Dunkeln rechts neben dem Schiff weisse Boien. Zu spät! Schon haben wir's oder es uns erwischt: Netze, Seile, Styroporquader... Der Schreck jedes Seglers. Wir hängen fest und machen keinen Wank mehr. Hans stellt den Motor sofort auf Leerlauf. Das Heck beginnt in den Wellen aufs Wasser zu schlagen. "Hol den Bootshaken und gib mir auch das Messer!", ruft Hans. Er versucht das Netz zu lösen, beginnt zu schneiden, während ich mit der starken Taschenlampe zünde. Immer noch sind wir wie verankert. Wir setzen Segel, doch Casimu macht trotz des recht kräftigen Windes keinen Wank. Ich versuche zu steuern, Fahrt zu machen. Nichts. Zum Donnerwetter! Wir hängen immer noch fest. Hans rackert sich ab, zieht Seile hoch, schneidet... Endlich sind wir frei, der Speedometer zeigt langsam wieder an und wir segeln los. Vor dem Wind die 22 Meilen an der Ilha Grande mit den gefährlichen Riffen vorbei zurück nach Ilheus, wo wir um halb drei kreuzend in die Bucht des Jachthafens einlaufen und ankern. Gott sei Dank, es ist glimpflich abgelaufen. Hoffentlich ist die Schraube des Motors nicht verbogen oder sonstwie beschädigt. Das zeigt der morgendliche Tauchgang.

Nach einer fast schlaflosen Nacht muss im trüben Wasser noch die Schraube von den Seilen befreit werden.

In sehr trübem Wasser muss Hans die Schraube von schwimmenden Seilen befreien und einen grossen Styroporquader beseitigen, der zwischen Ruderblatt und Saildrive eingeklemmt ist. Nur gut, dass wir von unserem letzten Schweizeraufenthalt eine Not-Taucherausrüstung mitgebracht haben. Zum Glück, die Schraube scheint noch in Ordnung. Wir wagen nach einem Ruhenachmittag und einer guten abendlichen "Moqueca" (bahianischer Eintopf) am nächsten Morgen den zweiten Versuch gegen Süden.


Der Geheimtip Abrolhos

Der Archipel der Abrolhos liegt auf knapp 18° südlicher Breite und knapp 39° westlicher Länge. Er wurde mit über 900 qkm 1983 zum ersten marinen Naturschutz-Reservat von Brasilien erklärt.

Die grösste der Inseln ist Santa Barbara mit dem Leuchtturm

Da die 5 Inseln keinerlei Infrastruktur haben und ausser einer auch nicht begangen werden dürfen, kann man nur mit und im Boot hier sein. Wir sind gegen Abend und nachts über meist allein an einer der wenigen Boien, sobald die zwei oder drei Tagesausflugsboote wieder weggefahren sind. Die Vogelinsel Siriba darf man nur in Begleitung eines Biologen der staatlichen Umweltschutz-Organisation IBAMA betreten. Uns begleiten zwei Fachleute der Meeresbiologie: Marca, die Chefin des botanischen Gartens von Rio de Janeiro, die zufällig für ein paar Tage hier weilt und einer ihrer Studenten, Frederico. Die weissen Möwen brüten überall und sind gar nicht scheu, auch wenn man ihrem Nest, das sie gleich neben das Weglein gebaut haben, zu nahe kommt. Sie legen stets zwei Eier. Eines als Reserve, falls das erste kaputt geht. Ausgebrütet wird aber nur eines. Die meisten Küken sind noch nicht geschlüpft. Wir sehen ein Jungtier, auf dem Bauch liegend und alles von sich streckend, dessen Flaum von einem Elternteil sorgsam mit dem scharfen, hakigen Schnabel geputzt wird. Das Junge scheint es offensichtlich zu geniessen. Männchen und Weibchen bleiben das ganze Leben zusammen. Die Männchen bellen fast wie Hunde, während die Weibchen mit hoher Stimme pfeifen. Diese und noch viele andere interessante Einzelheiten zeigen und erklären uns Marca und Federico.
Beim Schnorcheln zwischen den Inseln entdecken wir neben dem farbigen Fischreichtum am Riff auch grosse Meeresschildkröten. Ich schwimme ein Zeitlang mit ihnen. Auch das ist ein enorm schönes und intensives Erlebnis. Ja, ich könnte noch wochenlang hier in diesem Naturparadies bleiben.

Vitoria, 16. Juli 2002 Heidi

 
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