The journey of CASIMU
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Besuch in der Schweiz mit Folgen - Wieder sesshaft - Die Trennung von CASIMU - Zu viert im neuen Zuhause - Ende gut alles gut?
Besuch in der Schweiz mit Folgen
Die Rückkehr in die Schweiz wird vom herzlichen Empfang unserer lieben Familienangehörigen geprägt. Wir fühlen uns wirklich hier zu Hause! Es tut gut, nach fünf Jahren wieder einmal Weihnachten im Familienkreis zu feiern, obschon meine Mutter fehlt.

Ebenso geniessen wir das Wiedersehen und gemütliche Zusammensitzen mit Freundinnen und Freunden. Hans vernimmt auch einiges über die aktuelle Situation auf seinem früheren Arbeitsgebiet, dem Verkehrsmanagement.

Doch vorerst wartet nach den Festtagen - im Januar und anfangs Februar - viel Arbeit in der Toscana: um das Haus herum müssen alle Pinien und andere grosse Bäume mit Hilfe unseres Gärtners Franco geschnitten, und das Holz verarbeitet werden. Tage lang holzen wir. Hans baut einen praktischen Schuppen und nun lagert da eine Menge Holz für die kühlen Monate. Denn auch hier in Meeresnähe wird es im Winter recht kalt. An ein paar Tagen zeigt morgens der Thermometer unter Null Grad an. Wir schauen uns nach einem Schwedenofen um, denn das Feuer im offenen Kamin ist zwar gemütlich, aber zum Heizen ungeeignet. Vorläufig benützen wir noch die zentrale Gasheizung, doch sie verbraucht eine Menge Gas.

Hans hatte eigentlich schon 2001 - bevor wir starteten - stets von zwei bis drei Jahren "Aus- Zeit" für unser Segelprojekt gesprochen, während ich meinte: " Zwei Jahre sind zu kurz, ich denke eher drei bis vier Jahre sollten wir uns geben."
So überlegen wir uns nun, nach drei Jahren, wie es wäre, wenn wir uns in der Toscana niederlassen würden. Nur Haus und Umschwung betreuen, wäre aber für beide keine befriedigende Herausforderung. Uns beruflich etwas aufzubauen, dürfte aber recht schwierig sein und so beschliessen wir, uns in der Schweiz nach einer neuen Aufgabe umzusehen.

Wieder in der Schweiz, schaut sich Hans konkreter und intensiver nach einer beruflichen Herausforderung um.

Also, um es kurz zu machen: Hans erfährt, dass es für ihn vielerorts eine Menge zu tun gäbe und er auch gute Chancen hat, entweder als angestellter oder selbständiger Ingenieur wieder zu arbeiten. Er stellt mit Genugtuung fest, dass die drei Jahre Segeln (ohne berufliche Tätigkeit) und sein Alter (54 Jahre) nicht negativ bewertet werden und kein Hindernis für einen Wiedereinstieg sind.

Wieder sesshaft
Während dieser Evaluierungsphase von Hans, schaue ich mich nach einem Zuhause um. Noch wohnen wir bei meinem Vater oder ab und zu in Elgg bei dem Bruder von Hans. Wenn wir aber wirklich in der Schweiz bleiben wollen, müssen wir bald wieder ein eigenes Zuhause haben!

Unzählige Mietwohnungen und auch ein paar Häuser werden angeschaut. Plötzlich entscheiden wir uns für ein Haus in Heiligenschwendi ob dem Thunersee, dessen Lage einmalig ist. Die heimelige Winterlaube und der grosse Arbeitsraum im Dachgeschoss haben es mir besonders angetan. Ansonsten ist das Haus von aussen zwar nicht gerade schön, auch etwas gross, aber solide, in gutem Zustand und bezahlbar.

Wir werden mit den sympathischen Eigentümern handelseinig und kaufen das Haus innerhalb von nur etwa zwei Wochen. Allerdings bereitet mir der Entscheid auch ein paar schlaflose Nächte: Stürzen wir uns zu unüberlegt hinein? Wir wissen ja noch nicht mal, wo der Arbeitsort von Hans sein wird! Um Himmels Willen, wenn er vorwiegend im Raume Zürich ist? Und der grosse Umschwung ....und da ist ja auch noch das Haus in der Toscana! Solche und ähnliche Überlegungen plagen mich bevor wir zum Notar gehen.
Am 8. April 2005 fährt der Zügelwagen mit meinen eingestellten Möbeln und Büchern vor und wir beginnen das grosse Haus in Heiligenschwendi wohnlich zu machen. Am nächsten Morgen, dem 9. April, sind wir total eingeschneit!

Es ist schön, wieder einrichten zu können, aber oft auch beängstigend: was wir doch alles brauchen und wie viele Dinge es zu organisieren gibt für unsere neue Sesshaftigkeit! War das Leben auf CASIMU doch einfach!
Nach fast zwei Wochen schlechten Wetters können wir den Anker nicht mehr hochziehen... Machen wir den Kapitalfehler unseres Lebens? Tauschen wir die Freiheit gegen teure Fesseln ein?

Immer ist noch nicht klar, was und wo Hans arbeiten wird. Er hat die Qual der Wahl: Er entscheidet sich für die herausfordernde Aufgabe bei der BLS. Als Ressortleiter IEN (Infrastruktur Elektrotechnik NEAT) wird er für die Sicherheit des im Bau befindlichen Basistunnels durch den Lötschberg verantwortlich sein. Viel Neues wartet auf ihn und er wird wieder eingespannt sein.

Die Trennung von CASIMU
Doch nun, da wir wissen, "wo es `lang geht", gilt es an den Verkauf von CASIMU in Australien zu denken. Wir fliegen am 18. Mai umgehend nach Brisbane, besuchen unseren Freund Martin und fahren in die Marina von Scarborough, um unseren kanadischen Segelfreund Nick zu treffen, bevor er nach Norden losfährt. Er rühmt uns die hier tätige Brokerin Pennie Stephenson und ich nehme Kontakt mit ihr auf. Wir sind uns sofort sehr sympathisch und ich habe grosses Vertrauen in sie.

Abends fahren wir im Zug weiter nach Bundaberg, wo CASIMU - hoch aufgebockt - seit 5 Monaten geduldig auf uns wartet. Alles an Bord ist in Ordnung. Sollen wir nun CASIMU möglichst bald nach Süden zu Pennie segeln? Hans meint, eigentlich wäre CASIMU besser und sicherer aufgehoben hier auf dem Trockenplatz, da es ja dauern könnte, bis er verkauft würde. Der hiesige Broker ist zwar nett, hat aber keine Ahnung von Segelschiffen und ich habe ein sehr ungutes Gefühl, CASIMU in seiner Obhut zu lassen. Nachts träume ich, wir hätten CASIMU wie einen Hund oder eine Katze am Strassenrand ausgesetzt.

Beim Frühstück beschliessen wir, das Unterwasser neu spritzen zu lassen und dann CASIMU wieder einzuwassern und so bald der Wind nicht mehr allzu stark aus südlicher Richtung bläst, los zu segeln. Nur knappe drei Wochen bleiben uns, bevor wir zum Arbeitsbeginn von Hans - am 20. Juni - wieder daheim sein müssen. Wir planen ein paar Tage gemütliches Ausspannen in der Great Sandy Strait bei Fraser Island, bevor es zum Endspurt in die Marina von Scarborough geht. Wir verbringen noch gemütliche Stunden mit unseren Schildkröten-Freunden Diane und Monty und dann geht's los, trotz Südwind. Die "hastlings" (schlüpfenden Schildkröten) habe ich verpasst, da wir zu spät angekommen sind. Schade! Doch ich hoffe auf ein anderes Jahr.

Mit Nick, unserem kanadischen Segelfreund von DRAGON STAR, treffen wir uns vor Fraser Island. Eine lange Wanderung durch die buschigen Wälder der grössten Sandinsel der Welt führt uns zu dem blauen und klaren Lake Mc Kenzie, der von schneeweissem Sand gesäumt wird. Leider (oder zum Glück?) begegnen wir keinen "Dingos", den wilden Hunden der Insel.

Tags darauf steuern wir CASIMU vorsichtig durch die Untiefen und an Sandbänken vorbei nach Süden. Die Great Sandy Strait - eine verästelte Nord-Südwasserstrasse zwischen dem australischen Festland und Fraser Island - ist sehr geschützt, gut markiert und bietet einige romantische Ankerplätze.

Noch müssen wir die strömungsreiche Wide Bay Barre zur richtigen Tide passieren und dann sind wir wieder im offenen Meer. Nach einer Nacht in der Marina von Mooloolaba bricht unser wohl letzter Segeltag mit CASIMU an. Wind und Wetter sind uns freundlich gesinnt, und wir können auch ein gutes Stück segeln, bevor wir durch die markierte Einfahrt an den Steg der Scarborough Marina motoren.

Alles läuft wie am Schnürchen. Bevor wir CASIMU zum Verkauf ausschreiben, soll er importiert werden. Doch schon vier Tage nach unserer Ankunft erscheint Stuart von Hobart (Tasmanien) im Brokerbüro von Pennie. Er soll der neue zukünftige Besitzer von CASIMU werden. Seit fast sechs Wochen bereist er die Ostküste auf der Suche nach einer geeigneten Segeljacht für seine Familie. Eigentlich will er ein anderes Schiff besichtigen. Doch er sieht ein Papier beschriftet mit "Bavaria 42" auf Pennies Pult und will wissen, was mit diesem Schiff sei. "Not yet for sale, I am sorry. She must be imported first," bedauert Pennie. Doch Stuart beharrt darauf, dieses Schiff zu besichtigen. Da Pennie weiss, dass gerade jetzt der Schätzer bei uns an Bord ist, vertröstet sie Stuart auf etwas später. (Damit anfallende Zoll und Mehrwertsteuer für den Import berechnet werden können, muss ein unabhängiger Schätzer das Schiff bewerten.) Pennie hat uns geraten, ja nicht aufzuräumen oder das Boot auf Hochglanz zu putzen, denn das würde höchstens den Schätzwert und damit auch anfallende Steuern und Zollgebühren erhöhen. Wir haben ihren Rat befolgt. Doch kaum verlässt der Schätzer CASIMU, stehen auch Stuart und seine Frau Sara schon da! Und nun wäre es eigentlich angebracht, dass CASIMU aufgeräumt und auf Hochglanz geputzt wäre, damit der den ersten Kaufinteressenten gefällt!

Doch er gefällt trotzdem. Tags darauf machen Stuart und Sara uns eine akzeptable Offerte und gleich darauf erscheint der zweiter Interessent, der ebenfalls eine - noch etwas höhere - Offerte macht. Wir entscheiden uns für Stuart mit seiner sympathischen Familie und zudem gefällt uns Hobart in Tasmanien als neuer Heimathafen von CASIMU.
Stuart, der neue Kapitän und Hans Pennie und Heidi
Die nächsten Tage werden recht hektisch: räumen und unsere persönlichen Sachen für den Seetransport verpacken, mit dem Importeur zusammensitzen, ein Gesuch an die Quarantäne schreiben, dass CASIMU nicht mit dem hoch giftigen Methylbromid ausgeräuchert werden soll.... und schon fliegt Stuart nochmals zwei Tage zu uns, um sich alles erklären zu lassen und die Expertise und die Probefahrt durchzuführen. Alles klappt bestens und sobald CASIMU eingeführt und mit den Quarantäne-Vorschriften alles erledigt ist, wird er ihn kaufen.

Uns tut es gut, zu wissen, dass unser treuer CASIMU zu einer sympathischen Familie nach Hobart kommt, dem Traumort von Hans, wo wir ihn auch besuchen können. Stuart kann unseren exzellenten Dieselofen unten im rauhen Süden brauchen und wir überlassen ihm auch all die vielen Ersatzteile, Werkzeuge, Segelutensilien, Geschirr ...... Irgendwie ist es viel leichter geworden, CASIMU zu räumen und Abschied zu nehmen, seit wir wissen, wer sein neuer Meister sein wird. Noch können wir fast nicht glauben, dass alles so schnell klappen soll. Erleichtert besteigen wir das Flugzeug nach Zürich.

Drei intensive Jahre verdanken wir CASIMU, der uns ermöglichte, viel Spannendes und Abenteuerliches zu erleben.

Zu viert im neuen Zuhause
Frühmorgens wenn Hans zum Bus marschiert, klettere ich im steilen aber herrlich gelegenen Garten herum und widme mich den hundert Rebstöcken, jäte die Beeten und Wege, pflücke Erdbeeren, Himbeeren und Kräuter und bemühe mich, Gemüse zu pflanzen, das die Schnecken nicht mögen... (nicht mit sonderlich viel Erfolg!)
Am längsten Tag kann ich die beiden acht Wochen alten Kätzchen holen; Zoro, das rote Tigerkäterchen, in Sigriswil und Serafina aus unserer Nähe. Sie entpuppt sich zu Hause allerdings dann als Serafino. So wird es halt keine jungen Kätzlein geben!

Die beiden verstehen sich sehr gut, spielen und tollen herum und erobern sich Haus und Umgebung und auch unsere Herzen. Wir haben riesigen Spass an ihnen.

Während Hans bereits arbeitet, strecke auch ich meine beruflichen Fühler aus: ab Herbst biete ich wieder astrologische Kurse und Seminare an den Volkshochschulen Bern und Thun, so wie im Rahmen meiner privaten Schule ASTRO-BRENNPUNKT an. Zudem freue ich mich, als astrologische Beraterin erneut mit interessanten Menschen zu arbeiten. Nebenbei möchte ich mich auch für die gefährdeten Ozeane und ihr vielfältiges, misshandeltes Leben einsetzen. Wie genau, weiss ich noch nicht, doch ich bin dran! Und vielleicht werden die vielen Berichte noch zu einem Buch verarbeitet ?

Ende gut alles gut?
Obschon bei der Umstellung vom abwechslungsreichen Segler-Vagabunden-Leben zum sesshaften Schweizer-Bürger-Alltag äusserlich alles problemlos und (vielleicht allzu) schnell klappte, ist es nicht ganz leicht, dass auch unsere langsame Seele mitkommt. Die innerliche Umstellung ist noch im Gange und ich bin dran, mir wieder sinnvolle Aufgaben auszusuchen und mich daran zu gewöhnen, dass der Anker nun halt mal für eine Weile festsitzt.

Ihr seid herzlich bei uns willkommen: persönlich, per mail, am Telefon... wie immer Ihr mögt.

Heidi Brenner und Hans Stadelmann
mit Zoro und Serafino
Untere Haltenstrasse 47
CH- 3625 Heiligenschwendi
Tel. / Fax: + 41 33 243 27 22
mail: casimu@casimu.com


Heiligenschwendi, den 2. August 2005 Heidi Brenner


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