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Wetter / Wind / Taktik
Die Verhältnisse ändern sich sehr schnell.
Der Wind weht überwiegend in Kanalrichtung, d.h.
aus Richtung West bis Nord, deshalb haben es Yachten,
die von N nach S fahren, viel einfacher als wir. Süd-
oder Ostwind ist kaum zu erwarten / erhoffen. Nachts
und morgens ist es meistens ruhiger. So starten wir
bei Tagesanbruch nordwärts und motoren, bis uns
der Gegenwind zu schaffen macht. In den langen und weiten
Kanälen können sich beachtliche Wellen aufbauen.
Auf Nebenkanäle ausweichen kann sich lohnen. Strom
(0.5 - 1.5 Kn) haben wir vorwiegend, wie den Wind, gegen
uns. Dies ist immer noch besser als Wind gegen Strom.
Mit segeln ist es so eine Sache. Die Windstärken
(0 - 40 Kn) und -richtungen ändern sich oft und
rasch. So fahren wir vielfach ohne Stützsegel gegenan.
Unsere Bavaria 42 mit dem Volvo Penta MD22L von 50 HP
bewährt sich dabei hervorragend. Bei reduzierter
Marschfahrt von 2000 1/min (max. 3000 1/min) fahren
wir meistens mit 5.5 bis 7 Kn über Grund. So ist
das Motoren Richtung Norden einigermassen erträglich.
Verbrauch: 0.5 l / sm. Gibt es ausnahms-weise Rückenwind,
setzen wir die kleine Rollfock. So ertragen wir auch
starke Böen.
Ankern
Das freie Ankern ist wegen der grossen Tiefen, wegen
des schlechten Ankergrundes (Felsen, Steine oder teilweise
ganz feine Erde wie Staub) und wegen der Fallböen
nur in Ausnahmen die beste Lösung. Landleinen sind
besser. Wir haben auf 2 fest montierten Rollen je 120
m Schwimmleine, Durchmesser 20 mm. Das Wasser ist sehr
dunkel oder in Gletschernähe grün milchig.
Daher können Unterwasserhindernisse kaum wahrgenommen
werden. Meistens hilft jedoch Kelp, felsigen und steinigen
Untergrund und Untiefen anzuzeigen. Wir erkunden in
langsamer Fahrt den Ankerplatz mit dem Echolot. Dann
wassern wir das Beiboot, bereiten die Schwimmleinen
vor, setzen den Heckanker und fahren vorwärts zum
Ankerplatz. Um das Schiff temporär dort zu halten
werfen wir (wenn nötig) den Buganker und bringen
die Leinen aus. Am ruhigsten liegen wir mit 2 kurzen
Bugleinen und Heckanker (oder Heckleinen) so dicht wie
möglich (2 - 5 m) an Felsenwänden oder Bäumen
in schmalen Einbuchtungen. Oben pfeift der Wind über
uns hinweg. Wir sitzen (wenn es nicht regnet) gemütlich
im Cockpit und geniessen die Aussicht auf die weiter
draussen sich aufbauende oder vorbeidonnernde See. Der
Heckanker ist anstelle der Windsteuerung auf einer Ankerplattform
montiert. Wegen der beträchtlichen Tiefen (bis
20m) ist er manchmal nur mit grossem Kraftaufwand hochzuholen.
Trotz Mehrarbeit bevorzugen wir diese Art des Ankerns,
nicht nur wegen der Aussicht, sondern weil so unser
modernes aber empfindliches, freistehendes Ruder optimal
geschützt ist. Eine achterliche Ankerwinsch steht
auf der Wunschliste des Marineros!
Heizung
Morgens ist es im Schiff selten unter 13 Grad, nie jedoch
unter 8 Grad. An diese Kälte könnte man sich
gewöhnen. An die Feuchtigkeit jedoch nicht. So
ist eine Heizung, die Feuchtigkeit reduziert, wichtig.
Unser einfacher Refleks-Dieselofen Typ 60L - ursprünglich
auf dänischen Fischkuttern eingesetzt, ohne bewegliche
oder elektrische Teile - hat sich bewährt. Verbrauch:
ca. 0.3 l / h . Das 2m über Deck gezogene Kamin
zieht auch bei Böen genügend. Wichtig ist,
dass z.B. durch offene Lucken oder Lüfter kein
Unterdruck im Schiff entstehen kann. Der in Buenos Aires
vorsorglich gekaufte Kamin-Rotator ist nicht im Einsatz.
Heidi kocht meist auf der Refleks Herdplatte. Dadurch
wird der Gasverbrauch praktisch auf Null reduziert.
Versorgung
Schiffszubehör ist in der Umgebung von Buenos Aires,
Schwimmleinen auch in Mar del Plata zu beschaffen. In
Ushuaia gibt es fast kein Schiffszubehör, aber
Proviant in guter Auswahl und Qualität. In Puerto
Williams gibt es gutes Brot im Supermercado mit eigener
Bäckerei, Gas von der Armada (sofern der Anschluss
passt), Geld vom Bancomat während der Oeffnungszeiten
der Bank und im Jahr 2003 auch den "Atlas Hidrografico
de Chile" im kleinen Laden mit "Chile express"
- Anschrift, aber sonst fast gar nichts. Wer den Abstecher
nach Puerto Natales machen will (2 x 60 sm Umweg) findet
dort wenig geschützte, schlechte Ankermöglichkeiten,
Restaurants, Internet, Diesel und gute Auswahl an Lebensmitteln,
auch Gemüse und Früchte. Wir lagen zuerst
an einer Boje (Eigentümer Senor Konrado Alvarez,
Capitania fragen) vor dem Hotel Costaustralis und nachher
in Puerto Consuelo zuhinterst im Seno Eberhard. Lohnen
tut sich der Abstecher nach Puerto Natales zum Besuch
des eindrücklichen Nationalparks Torres del Paine
sowie wegen der landschaftlich besonders schönen
Kanäle Kirke und White. In Puerto Eden ist die
Versorgung äusserst eingeschränkt. Am Mittwoch
kommt die Fähre von Puerto Montt. Dann und nur
dann - und zwar sofort! - gibt es etwas Früchte
und Gemüse. Diesel ist bei Nachfrage ab Fass erhältlich,
allerdings mühsam zu bunkern und teuer; Qualität
prüfen! Fische gegen Wein und Zigaretten frei an
Bord. Im sehr schön gelegenen Puerto Aguirre gibt
es neben Lebensmitteln auch Früchte und Gemüse.
Diesel ab Fass zu Inselpreisen direkt beim Steg.
Wetterfax
Unterwegs war unsere beste und zuverlässigste Meteo-
Information für die südliche Atlantikküste
(ab Südbrasilien bis Kap Hoorn) und die chilenischen
Kanäle:
Wetterfax der Armada de Chile, Frequenzen: 4226.2 kHz,
8675.2 kHz, 17144.6 kHz
Zeiten: Situation: 11.10 UTC, 15.30 UTC, 22.00 UTC Prognose:
23.10 UTC
Kurzwellenfrequenzen
Argentinien Prefectura Naval (spanisch, wenig englisch):
bis 42°S: L2T in Mar del Plata 4354 kHz, 8713 kHz
42° bis 54°30'S: L3A Comodoro Rivadavia 4134
kHz, 8710 kHz
ab 54°30'S: L3O Ushuaia 4354 kHz, 8713 kHz ( gleich
wie L2T )
Notfrequenz 2182 kHz wird gehört
Armada de Chile (spanisch, wenig englisch):
4146 kHz Boletins um ca. 9.30 und 19.00 LT
Patagonia Net (englisch): 9.00 LT Chile ( Sommer 12.00
UTC, Winter 13.00 UTC) auf 8164 kHz.
Führer und Seekarten
Royal Cruising Club Pilotage Foundation: Chile Arica
Desert to Tierra del Fuego (unzählige Ankerplatzangaben
mit Skizzen; unbedingt empfehlenswert; bei älteren
Ausgaben Ergänzungen im Internet herunterladen:
www.imray.com)
Mantellero Alberto: Yachtsman's Navigator Guide to the
chilean channels (spanisch / englisch; evt. zusätzlich
zu RCC-Führer)
Atlas Hidrografico de Chile, SHOA Chile (enthält
alle chilenischen Seekarten in kleinerem Format, gute
Lupe mit Beleuchtung nötig) 2003 war er in wenigen
Exemplaren in Puerto Williams in einem kleinen Laden
erhältlich
Catalogo: Cartas y Publicaciones nauticas, SHOA Chile
(hilfreich, um sich im Atlas Hidrografico schnell orientieren
zu können)
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