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Erfahrungen / Tipps für Cruising in den Kanälen Feuerlands und Patagoniens
Bericht vom 23. Oktober 2003
 

Wetter / Wind / Taktik
Die Verhältnisse ändern sich sehr schnell. Der Wind weht überwiegend in Kanalrichtung, d.h. aus Richtung West bis Nord, deshalb haben es Yachten, die von N nach S fahren, viel einfacher als wir. Süd- oder Ostwind ist kaum zu erwarten / erhoffen. Nachts und morgens ist es meistens ruhiger. So starten wir bei Tagesanbruch nordwärts und motoren, bis uns der Gegenwind zu schaffen macht. In den langen und weiten Kanälen können sich beachtliche Wellen aufbauen. Auf Nebenkanäle ausweichen kann sich lohnen. Strom (0.5 - 1.5 Kn) haben wir vorwiegend, wie den Wind, gegen uns. Dies ist immer noch besser als Wind gegen Strom. Mit segeln ist es so eine Sache. Die Windstärken (0 - 40 Kn) und -richtungen ändern sich oft und rasch. So fahren wir vielfach ohne Stützsegel gegenan. Unsere Bavaria 42 mit dem Volvo Penta MD22L von 50 HP bewährt sich dabei hervorragend. Bei reduzierter Marschfahrt von 2000 1/min (max. 3000 1/min) fahren wir meistens mit 5.5 bis 7 Kn über Grund. So ist das Motoren Richtung Norden einigermassen erträglich. Verbrauch: 0.5 l / sm. Gibt es ausnahms-weise Rückenwind, setzen wir die kleine Rollfock. So ertragen wir auch starke Böen.

Ankern
Das freie Ankern ist wegen der grossen Tiefen, wegen des schlechten Ankergrundes (Felsen, Steine oder teilweise ganz feine Erde wie Staub) und wegen der Fallböen nur in Ausnahmen die beste Lösung. Landleinen sind besser. Wir haben auf 2 fest montierten Rollen je 120 m Schwimmleine, Durchmesser 20 mm. Das Wasser ist sehr dunkel oder in Gletschernähe grün milchig. Daher können Unterwasserhindernisse kaum wahrgenommen werden. Meistens hilft jedoch Kelp, felsigen und steinigen Untergrund und Untiefen anzuzeigen. Wir erkunden in langsamer Fahrt den Ankerplatz mit dem Echolot. Dann wassern wir das Beiboot, bereiten die Schwimmleinen vor, setzen den Heckanker und fahren vorwärts zum Ankerplatz. Um das Schiff temporär dort zu halten werfen wir (wenn nötig) den Buganker und bringen die Leinen aus. Am ruhigsten liegen wir mit 2 kurzen Bugleinen und Heckanker (oder Heckleinen) so dicht wie möglich (2 - 5 m) an Felsenwänden oder Bäumen in schmalen Einbuchtungen. Oben pfeift der Wind über uns hinweg. Wir sitzen (wenn es nicht regnet) gemütlich im Cockpit und geniessen die Aussicht auf die weiter draussen sich aufbauende oder vorbeidonnernde See. Der Heckanker ist anstelle der Windsteuerung auf einer Ankerplattform montiert. Wegen der beträchtlichen Tiefen (bis 20m) ist er manchmal nur mit grossem Kraftaufwand hochzuholen. Trotz Mehrarbeit bevorzugen wir diese Art des Ankerns, nicht nur wegen der Aussicht, sondern weil so unser modernes aber empfindliches, freistehendes Ruder optimal geschützt ist. Eine achterliche Ankerwinsch steht auf der Wunschliste des Marineros!

Heizung
Morgens ist es im Schiff selten unter 13 Grad, nie jedoch unter 8 Grad. An diese Kälte könnte man sich gewöhnen. An die Feuchtigkeit jedoch nicht. So ist eine Heizung, die Feuchtigkeit reduziert, wichtig. Unser einfacher Refleks-Dieselofen Typ 60L - ursprünglich auf dänischen Fischkuttern eingesetzt, ohne bewegliche oder elektrische Teile - hat sich bewährt. Verbrauch: ca. 0.3 l / h . Das 2m über Deck gezogene Kamin zieht auch bei Böen genügend. Wichtig ist, dass z.B. durch offene Lucken oder Lüfter kein Unterdruck im Schiff entstehen kann. Der in Buenos Aires vorsorglich gekaufte Kamin-Rotator ist nicht im Einsatz. Heidi kocht meist auf der Refleks Herdplatte. Dadurch wird der Gasverbrauch praktisch auf Null reduziert.

Versorgung
Schiffszubehör ist in der Umgebung von Buenos Aires, Schwimmleinen auch in Mar del Plata zu beschaffen. In Ushuaia gibt es fast kein Schiffszubehör, aber Proviant in guter Auswahl und Qualität. In Puerto Williams gibt es gutes Brot im Supermercado mit eigener Bäckerei, Gas von der Armada (sofern der Anschluss passt), Geld vom Bancomat während der Oeffnungszeiten der Bank und im Jahr 2003 auch den "Atlas Hidrografico de Chile" im kleinen Laden mit "Chile express" - Anschrift, aber sonst fast gar nichts. Wer den Abstecher nach Puerto Natales machen will (2 x 60 sm Umweg) findet dort wenig geschützte, schlechte Ankermöglichkeiten, Restaurants, Internet, Diesel und gute Auswahl an Lebensmitteln, auch Gemüse und Früchte. Wir lagen zuerst an einer Boje (Eigentümer Senor Konrado Alvarez, Capitania fragen) vor dem Hotel Costaustralis und nachher in Puerto Consuelo zuhinterst im Seno Eberhard. Lohnen tut sich der Abstecher nach Puerto Natales zum Besuch des eindrücklichen Nationalparks Torres del Paine sowie wegen der landschaftlich besonders schönen Kanäle Kirke und White. In Puerto Eden ist die Versorgung äusserst eingeschränkt. Am Mittwoch kommt die Fähre von Puerto Montt. Dann und nur dann - und zwar sofort! - gibt es etwas Früchte und Gemüse. Diesel ist bei Nachfrage ab Fass erhältlich, allerdings mühsam zu bunkern und teuer; Qualität prüfen! Fische gegen Wein und Zigaretten frei an Bord. Im sehr schön gelegenen Puerto Aguirre gibt es neben Lebensmitteln auch Früchte und Gemüse. Diesel ab Fass zu Inselpreisen direkt beim Steg.

Wetterfax
Unterwegs war unsere beste und zuverlässigste Meteo- Information für die südliche Atlantikküste (ab Südbrasilien bis Kap Hoorn) und die chilenischen Kanäle:
Wetterfax der Armada de Chile, Frequenzen: 4226.2 kHz, 8675.2 kHz, 17144.6 kHz
Zeiten: Situation: 11.10 UTC, 15.30 UTC, 22.00 UTC Prognose: 23.10 UTC

Kurzwellenfrequenzen
Argentinien Prefectura Naval (spanisch, wenig englisch):
bis 42°S: L2T in Mar del Plata 4354 kHz, 8713 kHz
42° bis 54°30'S: L3A Comodoro Rivadavia 4134 kHz, 8710 kHz
ab 54°30'S: L3O Ushuaia 4354 kHz, 8713 kHz ( gleich wie L2T )
Notfrequenz 2182 kHz wird gehört

Armada de Chile (spanisch, wenig englisch):
4146 kHz Boletins um ca. 9.30 und 19.00 LT

Patagonia Net (englisch): 9.00 LT Chile ( Sommer 12.00 UTC, Winter 13.00 UTC) auf 8164 kHz.

Führer und Seekarten
Royal Cruising Club Pilotage Foundation: Chile Arica Desert to Tierra del Fuego (unzählige Ankerplatzangaben mit Skizzen; unbedingt empfehlenswert; bei älteren Ausgaben Ergänzungen im Internet herunterladen: www.imray.com)
Mantellero Alberto: Yachtsman's Navigator Guide to the chilean channels (spanisch / englisch; evt. zusätzlich zu RCC-Führer)
Atlas Hidrografico de Chile, SHOA Chile (enthält alle chilenischen Seekarten in kleinerem Format, gute Lupe mit Beleuchtung nötig) 2003 war er in wenigen Exemplaren in Puerto Williams in einem kleinen Laden erhältlich
Catalogo: Cartas y Publicaciones nauticas, SHOA Chile (hilfreich, um sich im Atlas Hidrografico schnell orientieren zu können)

 
   
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